extra-weinheim-gorxheimertal-aktuell

7 WEINHEIM Mittwoch, 20. März 2024 Joachim Eschwey (rechts) schildert Hanno Balitsch (Mitte) und Tobias Wrzesinski von der Sepp-Herberger-Stiftung des DFB seine Kindheitserinnerungen an Sepp Herberger. BILD: THOMAS RITTELMANN Herberger WirtschaftswunderTugenden wie Kameradschaft, Fleiß, Disziplin, Teamgeist und Ausdauer verkörperte und die Spieler aus der Mitte der Gesellschaft kamen. Überall bunte Fußballwimpel Doch zurück zu der Zeit, als der kleine „Jo“ immer mal wieder bei den Herbergers zu Gast war. „Es gab sehr oft leckeren Kuchen.“ Und noch etwas ist dem Weinheimer bis heute in Erinnerung geblieben. „Entlang der Treppe hinauf indenerstenStockhingen überall Fußballwimpel in den unterschiedlichsten Landesflaggen oder Vereinsfarben.“ Alles Erinnerungen an vergangene Spiele, an Erfolge und Niederlagen, an Freud und Leid. Über- „Herberger war ein echter Kumpeltyp“ HOHENSACHSEN. „Ich kann mich noch sehr gut an die vielen Fotos, Zeitungsausschnitte und Urkunden erinnern, die bei Herbergers an den Wänden hingen. Überall waren sie. Das meiste über den Gewinn der FußballWeltmeisterschaft von 1954.“ Der Weinheimer Joachim Eschwey (69) ist ein echter Zeitzeuge. Seine Großmutter Anna aus der Weinheimer Nordstadt war mit Eva, der Frau von Josef „Sepp“ Herberger, gut befreundet, und so nahm sie den knapp siebenjährigen Enkel ab und an Mal mit zu demBundestrainer in sein Haus nach Hohensachsen. Anlässlich des Sepp-Herberger-Gedenktags war Ex-FußballProfi Hanno Balitsch zu Gast bei Kumpeltyp. Er hatte keine Starallüren, wieman das heute nennt“, beschreibt ihn Eschwey. Am 28. März 1897 wurde Weltmeistertrainer Herberger in Mannheim-Waldhof geboren. 1977 verstarb er kurz nach seinem 80. Geburtstag in seiner Wahlheimat Weinheim-Hohensachsen, wo er auch begraben wurde. Seine Frau „Ev“– sonannte er sie immer liebevoll – lebte noch bis 1989 in dem Haus, ehe auch sie verstarb. Da beide keine Kinder hatten, wurde die SeppHerberger-Stiftung, die der Deutsche Fußball-Bund (DFB) zu Ehren Herbergers im März 1977 errichtete, Alleinerbin der Eheleute. Joachim Eschwey erinnert sich: „Herberger erzählte immer und immer wieder von dem 3:2Sieg gegenUngarnmit demSiegtor von Helmut Rahn in der 84. Minute.“ Und das, obwohl das Wunder vonBern zudiesemZeitpunkt bereits sechs Jahre zurücklag. So sehr beschäftigte ihn das auch noch so viele Jahre später. In der Tat brachte das Turnier eine der größten sportlichen Außenseitererfolgsgeschichten aller Zeiten hervor. Nach dem Ausschluss im November 1945 war die bundesdeutsche Fußball-Nationalmannschaft endlichwieder startberechtigt. Neun Jahre nach Ende des ZweitenWeltkriegs entwickelte sich ein Selbstwertgefühl der Deutschen, dasmit einer Identifikation vieler Westdeutscher mit ihrem noch jungen Staat einherging, da die FußballNationalmannschaft auch dank haupt war Herberger ein echter Sammler wie auch Tobias Wrzesinski, langjährigerGeschäftsführer der Sepp-Herberger-Stiftung, zu berichten weiß. „Herberger sammelte einfach alles, was mit Fußball zu tun hatte.“Undweiter: „Er soll sogar Notizen über die Korrespondenzen mit SpielernundFunktionären in dicken Ordnern abgeheftet und sie über viele Jahre hinweg aufgehoben haben. Nichts wollte er wegschmeißen“, so der Herberger-Experte. Hanno Balitsch indes zeigte sich interessiert und begeistert zugleich. Es sei unheimlich interessant, sich mit Zeitzeugenzuunterhalten, soBalitsch. „Sie lassen alte Zeiten wieder lebendig werden. “ Michael Callies der Sepp-Herberger-Grundschule, und der ehemalige WaldhofSpieler, der sogar einenEinsatz in der A-Nationalmannschaft vorweisen kann, hörte den Erzählungen von Eschwey aufmerksamund gespannt zu. Die Verantwortlichen der DFBStiftung kommen einmal im Jahr mit einemDFB-Botschafter nach Hohensachsen, um das Gedenken an den „Chef“ hochzuhalten und an ihn zu erinnern. Auch, wenn Eschwey damals um 1960 noch sehr jung war, vieles ist ihm noch inbester Erinnerung geblieben. Je älter er werde, destomehr kämen die Erinnerungen an diese Zeit zurück. „Sepp Herberger war immer sehr freundlich zu mir, zu allen. Er war ein echter Das Bild entstand um 1960 und zeigt Sepp Herberger inmitten zahlreicher Frauen. In der Mitte am Tisch sitzend, ganz in Schwarz gekleidet, seine Frau Eva, rechts daneben Anna Eschwey aus der Weinheimer Nordstadt. BILD: PRIVAT

RkJQdWJsaXNoZXIy NDY3NDc=