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Was er mit dem „witzig“ gemeint hat, habe ich erst verstanden, als er für die Schtonk-Szene mit demunsterblichen Ausspruch „Der Führer brennt nicht“ Zarah Leanders „Davon geht die Welt nicht unter“ ausgesucht hat. Mit Ihrem langjährigen Pianisten Jo Barnickel bilden Sie auf der Bühne eine Einheit. Sie haben einmal gesagt, dass Sie niemand so gut versteht wie er. Trotzdem sind die Momente in Ihren Konzerten, in denen Sie zu Ihren Liedern selbst in die Tasten greifen, ganz besondere Augenblicke. Werden diese Momente immer seltener? Wecker: Ich sitze in den letzten Jahrenweniger amKlavier, da ich michauf der Bühne einfachmehr bewegen möchte. Zumal ich im Moment mit dem Sitzen sowieso große Probleme habe, da ich unter den Nachwirkungen eines Unfalles mit Wirbelfraktur leide. Die Schmerzmedikationhabe ich abgesetzt, da ichmich auch Jahrzehnte nach meiner Drogenzeit vor Süchten jeglicher Art in Acht nehme. Sie waren von jeher jemand, der ausbricht, der jede Art von Fesseln abstreift, der als junger Mann von den Texten des österreichischen Dichters Georg Trakl berauscht war. Ihre freiheitsliebenden Eltern ließen Sie einfach machen und bewerteten Sie nie nach bürgerlichen Maßstäben. Ihre konstante Ausbruchswut brachte Sie dann auch mit dem Gesetz in Konflikt. Wie wichtig waren diese Höhen und Tiefen für Ihr künstlerisches Schaffen? Wecker: Natürlich hat mich das Leben mit allen Hochs und Tiefs geprägt. Als junger Mann war ich zynisch, eitel undnarzisstisch, habe immer wieder Dämpfer bekommen, die jedoch wichtig waren. Während meiner Zeit im Knast habe ich gelernt, was Freiheit bedeutet. Jahrzehnte später schrieb ich mein Buch „Die Kunst des Scheiterns“, eine Geschichte über die Lektionen des Lebens. Ihre Drogenerfahrung liegt lange hinter Ihnen. Aber ist es nicht auch eine Droge, wenn Sie auf der Bühne stehen und spüren, wie die Menschen an Ihren Lippen hängen? Wecker: Nennen Sie es Droge oder Meditation, wenn ich auf der Bühne ganz in meiner Poesie ruhe. Ich könnte niemals im stillen Kämmerlein vor mich hinschreiben, denn ich brauche die Bühne, die Begegnung mit den Menschen und das Gefühl, mit meinen Liedern und Gedichten etwas zu bewegen. Margit Raven WEINHEIM. Wer Konstantin Amadeus Wecker lediglich als Liedermacher wahrnimmt, übersieht sein ungemein vielfältiges künstlerisches Schaffen. Der 1947 in München geborene Allrounder komponiert für Film, Fernsehen und Musiktheater. Er veröffentlicht Prosa und Lyrik und spielte markante Film- und Fernsehrollen. Die Redaktion sprachmit demKünstler über Faschismus, Frieden ohne Waffen, über das Scheitern imLeben und die Droge „Poesie“. Herr Wecker, Sie gastierten am 19. März mit Ihrem Programm „Lieder meines Lebens“ in der Weinheimer Stadthalle. Gab es in Ihrer langjährigen Karriere jemals eine Zeit, in der Lieder wie „Heut’ Nacht haben’s denWilli erschlagen“, „Steh’ auf und misch dich ein“ oder Hannes Waders „Es ist an der Zeit“ so erschreckend aktuell waren? Konstantin Wecker: Zunächst einmal: Ich werde sowohl das Hannes-Wader-Lied als auch den „Willi“ am 19. März in meinem Programm haben. „Es ist an der Zeit“ ist fürmichübrigens das beste deutschsprachige Antikriegslied. Hannes Wader, Reinhard Mey und ich haben es 2003 anlässlich der Friedenskundgebung gegen den Irakkrieg vor mehr als 100 000 Menschen in Berlin gesungen. Ich bin entsetzt, in welcher Zeit wir gerade leben. Als kurz nach der Wende die ersten Ausländerheime brannten, hätte ich im Traum nicht geglaubt, dass der Faschismus bei uns eines Tages wieder um sich greifen würde. Erschreckend ist auch, dass diese politische Bewegung europaweit zunimmt. Herr Wecker, lassen Sie uns von der Poesie sprechen. Sie haben einmal erwähnt, dass Ihnen die mehr als 600 Lieder undGedichte, die Sie in Ihrem Leben geschrieben haben, einfach passiert sind, dass Sie also nie auf ein bestimmtes Programmthema hingearbeitet haben und dass Sie ungeheuer dankbar für diese Gabe sind. Wecker: Ja, dafür bin ich dankbar. Ich denke gerade an die Kabarettsendung „Scheibenwischer“ mit dem von mir sehr verehrten Dieter Hildebrandt. Damals hat mich der Regisseur Sammy Drechsel gebeten, einen Text zu einem bestimmten Programm-Thema zu schreiben. Den Wunsch konnte ich ihm jedoch leider nicht erfüllen, denn schreiben nach Auftrag geht bei mir nicht. Auch als ichden „Willi“ geschrieben habe, wusste ich nicht: Wird es ein lustiges oder tragisches Lied? Erst als ich es meinen damaligen Musikern vorgesungen habe, merkte ich, wie sehr siedavonberührtwaren. Abgesehen von Ihrem warmen Bariton gibt es noch eine Kunst, die Sie beherrschen: Es ist die Art, wie Sie Ihre Lyrik- und Prosatexte vortragen: diese sonore Stimme, das suggestive Sprechen, die Satzmelodie, das rollende „R“. Wie wichtig ist es für einenAutor, seine Texte gut vortragen zu können? Wecker: Sehr, sehr wichtig. Vielleicht hat meine deutliche Sprache damit zu tun, dass ich bei der Opernsängerin Marianne Schech Gesang studiert habe. Oder es könnte auch damit zu tun haben, dass ich das Wort so ernst nehme und mich ihm ganz hingeben kann. Meinen Studenten habe ich auch immer ans Herz gelegt, dass ein Lied gut sein kann, es muss aber auch verstanden werden. Herr Wecker, Sie nehmen unter den deutschen Liedermachern schon deshalb einen Sonderstatus ein, weil Sie Ihr gesangliches und pianistisches Handwerk souverän beherrschen. Hätten Sie sich auch eine Karriere als Studiomusiker oder Komponist für Filmmusik vorstellen können? Wecker: Als Filmkomponist ja, denn das habe ich ja auch gemacht. Im Oktober dieses Jahres gehe ich mit meinem Programm „Soundtrack meines Lebens“ auf Tour. Darin verbeuge ich mich vor Regisseurinnen und Regisseuren wie Margarethe von Trotta oder Helmut Dietl, mit denen ich gearbeitet habe. Ich habe zum Beispiel Musik für „Kir Royal“ oder „Schtonk“ geschrieben, um nur einige Produktionen zu nennen. Ich vergesse nie den wunderbaren Helmut Dietl, wenn er meine Musikvorschläge erst einmal mit „Das ist nicht witKonstantin Wecker. BILD: THOMAS KARSTEN

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